Fundstück zur heutigen Präsidenten-Wahl in Georgien
Aus Georgien-News, April 2004 – Karikatur: Zaliko
Bei der heutigen Wahl zum georgischen Staatsoberhaupt kandidiert die Abgeordnete Salome Surabischwili als unabhängige Kandidatin, unterstützt von der Regierungs-Mehrheit des Georgischen Traums. Im Jahr 2004 war sie bereits georgische Außenministerin unter dem Präsidenten Michail Saakaschwili, der sie heute mit seiner Rumpfpartei UNM und deren Kandidaten Grigol Vashadze bitte bekämpft. Die damalige Internet-Zeitung Georgien-News berichtete im Jahr 2004 über die überraschende Personalie Salome Surabischwili.
Was macht ein Präsident mit der „fortschrittlichsten Regierung in ganz Osteuropa?“ Er holt sich schnellstens einen Gastarbeiter aus dem westeuropäischen Ausland. So geschehen in Georgien am 11. März des Jahres 2004. Michael Saakaschwili, der noch wenige Wochen zuvor in höchsten Tönen die Qualifikation seiner Regierung gelobt hatte, schritt zu ersten Kabinettsumbildung und berief eine Ausländerin auf die Position des Außenministers der Republik Georgien. Salome Zurabischwili ist, wenngleich von ihren ethnischen Wurzeln her unschwer als Georgierin zu erkennen, Französin. Sie ist seit einem halben Jahr etwa französische Botschafterin in Tbilissi.
Die Überraschung war perfekt, nachdem Saakaschwili bei seinem Staatsbesuch in Paris von Jaques Chirac und Außenminister Dominique de Villepin die Zustimmung zu diesem ungewöhnlichen Personaltransfer bekommen hat. Tedo Tschaparidse, Außenminister der Rosen-Regierung schon unter der Interimspräsidentin Nino Burdschanadse, soll einen anderen Posten im Bereich der Diplomatie bekommen. Er hat seinen Dienst sofort quittiert. Bis zur endgültigen Amtseinführung von Frau Zurabischwili führt ein stellvertretender Ministern die Amtsgeschäfte.
Schon bei der Bildung des ersten Kabinetts Saakaschwili-Schwania war der Name der Französin immer wieder gehandelt worden. Saakaschwili selbst hat in seiner Präsentation der Personalie auch betont, dass er schon seit langem daran gedacht habe, die erfahrene Diplomatin zur Außenministerin Georgiens zu machen. Aber erst nach der Verfassungsänderung, die ihm das Recht zugesteht, Ausländern die georgische Staatsbürgerschaft zu verleihen, war die Ernennung der Französin möglich. Außerdem musste Saakaschwili anscheinend doch erst einmal in Paris beim derzeitigen Arbeitgeber vorsprechen, um die Frau loszueisen.
Salome Surabischwili entstammt einer georgischen Emigrantenfamilie, die nach der Oktoberrevolution das Land verlassen musste. „Sie spricht perfekt georgisch und kennt unsere Geschichte“, begründete Saakaschwili seine überraschende Personalauswahl. Die Karriere-Diplomatin war für die französische Diplomatie u.a. bei den Vereinten Nationen und der NATO tätig, hat Erfahrungen vor allem auf dem Sicherheitssektor. Frau Surabischwili wird ihr Amt in den nächsten Wochen antreten.